03.01. - 24.01.2010 - Atherton / Australien

 

       

03.01. - 05.01. Neue Arbeit, neue Farm. Mal wieder Mangos. Diesmal arbeiten auf der Farm hauptsächlich Einheimische, vor allem Aborigines. Die haben eine nicht etwas andere Vorstellung von Arbeit. Es läuft alles sehr viel langsamer ab. Es ist anfangs sehr komisch, aber um nicht aufzufallen reduziere ich drastisch mein Arbeitstempo. Ja, man kann sagen, ich befinde mich auf einer Mango-Wellness-Farm! Hier auf der Farm kann ich noch ein paar weitere Tage verweilen. Abends, wieder zurück in Atherton sagt die Hostelrezeption, dass ich morgen auf eine neue Farm kommen werde. Die Begründung ist, dass die Mango-Wellness-Farm nur noch für ein paar Tage Arbeit hat. Und da ich ja länger arbeiten möchte, teilen sie mich einer anderen Farm zu. Natürlich ist die neue Farm wieder eine Mangofarm. Schon seit ein paar Tagen jucken meine Beine sehr stark und es sieht aus wie riesen Mückenstiche. Nachdem ich Jin die Stiche gezeigt hab, meinte er nur, dass es keine Mückenstiche sind. Es handelt sich hier um Bed Bugs. Typisch für Bed Bugs sind viele Bisse in einer Reihe. Und genau das habe ich an den Beinen und heute Morgen habe ich sie auch am Bauch bekommen. Jin hat sogar noch größere Bissstellen an den Beinen. Ich habe es gleich am nächsten Morgen der Rezeption mitgeteilt. Der Manager kommt in unser Zimmer und schaut sich nach den Bed Bugs um. Er findet auch welche und die sind nicht gerade klein. Die Vorstellung dass die Riesenviecher nachts an dir rum nagen war nicht lecker. Wir sollen das Zimmer räumen und in ein anderes ziehen. Bevor wir aber unsere Klamotten mitnehmen können, müssen wir sie vorher waschen. Damit die Bed Bugs nicht in unseren Sachen weiterleben oder die eventuell gelegten Eier überleben. Den Rucksack sollen wir über Nacht in den Gefrierschrank packen. Bed Bugs und deren Eier können über 40 Grad und unter ich glaube 10 Grad nicht überleben. Nur schlecht, dass die Waschmaschinen nicht mit heißem Wasser waschen, auf jeden Fall nicht alle! Mir doch egal. Sachen gewaschen, Rucksack ausgeschüttelt und ab ins nächste Zimmer gezogen. Das Zimmer wird nun einer kompletten Reinigung unterzogen. Naja, was auch immer das heißen soll. Das Problem Bed Bugs ist auf jeden Fall kein seltenes in dem Hotel. Und es wird noch besser...


06.01. - 10.01. Morgens im Bus sieht man seine „neuen Arbeitskollegen“. Hier sehe ich unter anderem meine alten Kollegen wieder, die Estländer. Vahur und Taavi. Beide sind sehr angenehme, freundliche und lustige Zeitgenossen. Ich arbeite gerne mit ihnen zusammen. In der Farm angekommen fragt uns der Farmer ob wir schon mal an der Maschine gearbeitet haben an der die Stiele von den Mangos entfernt werden. Nö, keiner von uns hat das vorher gemacht. Verwundert und leicht verärgert schaut uns der Farmer an und brüllt laut, dass er ausdrücklich Backpacker mit „Erfahrung“ haben wollte. Rauschmeißen wollte er uns aber auch nicht, dafür war keine Zeit mehr. Die Arbeit musste losgehen. Kurz erklärt was wir wie zu tun haben und schon läuft das Förderband. Ich kann gar nicht beschreiben, wie langweilig die Arbeit ist. Ich gehe mal davon aus, dass während der Arbeitszeit ca. 50.000 Gehirnzellen täglich abgestorben sind. Du verblödest total! Mangobox in Wasser eintauchen, dann jede Mango mit dem Stiel nach unten halten und vorsichtig den Stiel abbrechen damit dich der Saft nicht trifft. Dann die Mango auf das Förderband legen. Die Seite an der Du den Stiel abgebrochen hast, muss nach unten gucken. Eine Dusche mit Seife gibt den Mangos ihre erste Waschung. Ja, du wirst auch nass dabei! Den ganzen langen Tag steht du auf einer Stelle und machst immer und immer wieder dieselbe Bewegung. Bo hey, wie ätzend! In den ersten Tagen taten mit richtig die Beine weh. An dieser Stelle wäre ein bisschen Mitleid angebracht, nur ein bisschen! Die reine Arbeitszeit beträgt pro Tag neuneinhalb Stunden. Ein Wochenende gibt es nicht. Ich habe also in der ersten Woche insgesamt 8 Tage durchgearbeitet (auf zwei Farmen). Nun haben wir aber zwei Tage frei bekommen. Gleich abends nach der Arbeit frage ich im Hostel nach anderer Arbeit für die freien Tage. Leider ist nichts für den kurzen Zeitraum verfügbar.


11.01. - 12.01. Tut gut mal wieder auszuschlafen. Besonderes ist nicht geplant. Viele Backpacker sind Tagsüber arbeiten, so dass es noch nicht einmal einfach ist jemanden zum quatschen zu finden. Am nächsten Morgen um halb sechs klingelt mein Telefon. Es ist das Hostel und fragt mich ob ich heute arbeiten will. In zehn Minuten fährt der Bus. Na aber sicher will ich arbeiten und den Bus krieg ich auch noch. 15 Minuten später sitz ich im Bus. Kurz vorher hat mir der Typ vom Hostel gesagt, dass ich heute Limetten picken werde. Hab zwar keine Ahnung wie das geht aber null Problemo. Auf der Farm erfahre ich von meinem Arbeitskollegen, dass der andere, der heute ausfällt gestern gesoffen hat und nicht arbeiten kann. Mir doch egal warum der nicht kann. Limetten zu picken ist nicht schwer, wenn da nur nicht der Baum mit seinen blöden Ästen und den Dornen wär. Das T-shirt ist teilweise eingerissen und meine Arme haben richtig gut was abbekommen. Komplett zerkratzt! Man kann sagen, ich hätte mich mit ner Horde Katzen angelegt – und verloren.


13.01. - 17.01. So nach einem Tag Limetten picken, geht’s dann wieder zurück an die Mangomaschine. Am nächsten Morgen erleben wir eine Überraschung. Naja, es ist nicht wirklich eine Überraschung. Es war nur eine Frage der Zeit bis sich jemand so verhält. Die Reifen von zwei Kleinbussen sind aufgeschlitzt. Wir wundern uns anfangs warum der bekloppte Busfahrer einen Kompresser aus der Garage holt. Da hat der bekloppte Busfahrer wohl nicht richtig hingeschaut. Wir sind aber nette Backpacker und weisen den geistlich beschränkten Busfahrer darauf hin, dass nur die Luft alleine nicht ausreicht. Der Verantwortliche, der die Leitung über das Hostel hat, verhält sich in vielen Dingen gegenüber den Backpackern wie ein riesen Arschloch. Das einzige was ihn interessiert ist die Kohle! Am Tag darauf hat einer der Busfahrer gestreikt, weil die Versicherung für den Bus nicht bezahlt ist. Eine Versicherung ist nicht Pflicht in Queensland. So musste der dicke Chef halt selber fahren. Einen Tag später hat er aber die Versicherung bezahlt und der Fahrer hat weitergearbeitet. Das Verhalten zeigt doch schon, wie sehr sich der Chef um seine Backpacker kümmert. Um zurück auf die Arbeit zu kommen: Wahrscheinlich habe ich auf Arbeit einige Spritzer des Mangoaftes auf meine Arme bekommen. Durch die Kratzer an den Armen hat der Saft seine ganze Kraft entfaltet und ich habe einen Ausschlag auf beide Unterarme bekommen. Anfangs haben sich kleine Bläschen wie nach einer Verbrennung gebildet. Das war nicht so schlimm und ging nach ein paar Tagen wieder weg. Der Ausschlag wurde leider schlimmer und juckt sehr stark. Jetzt hoffe ich nur, dass es sich nicht weiter ausbreitet. Verdammt ausgerechnet jetzt, wo doch schon das Ende der Arbeit in Sicht ist. Und es wurde schlimmer. Jetzt habe ich es auch noch am Bauch bekommen. Aber selbst das hält mich nicht davon ab zur Arbeit zu gehen. Wichtig ist nur, dass das der Boss nicht sieht, sonst kann es gut sein, dass er mich nach Hause schickt. Gekonnt wende ich meine Arme immer so, dass er den Mango-Rush nicht sehen kann. Wir an der Maschine arbeiten schnell, so dass wir die Sorte Mangos heute geschafft haben. Aufgrund des schlechten Wetters ist es noch ungewiss wann wir mit der neuen Sorte anfangen können. Die Picker müssen ja auch erstmal einen Tag Vorsprung haben, damit sie genug für uns picken. Wie es aussieht haben wir die nächsten zwei bis drei Tage frei. Der Farmer wird sich im Hostel melden wenn es mit der Arbeit weitergeht.


18.01. - 22.01. Mal wieder ein freier Tag. Heute bleibe ich lange im Bett und guck mir nen Film an. Jin hat auch frei, da bei schlechtem Wetter keine Frucht geerntet werden kann. Er arbeitet auf einer Bananenplantage in der Halle. Er kümmert sich um die gepackten Kartons. Es ist das gleiche, als wenn es bei dir zu Hause regnet und du nicht weißt was du machen sollst. Du gammelst rum. Und das mach ich den lieben langen Tag. Jin und ich gehen gegen Abend noch zum goldenen M um das kostenlose Internet zu nutzen. Wenn du in ein Internetcafé gehst, zahlst du mal locker 5 $ für eine Stunden surfen. Aber nicht mit mir! Der nächste Tag sieht ähnlich aus. Diesmal spielen wir Pool. Das Hotel hat einen sehr alten und riesigen Pooltisch. Sowas hab ich noch nicht gesehen. Hier kann jeder for free spielen. Nur weiß aber nicht jeder, dass es den Pooltisch gibt. Abends holen wir, Jin, Sauri, Christiane und ich, uns Pizza. Lecker schmecker! Etwas später traue ich meinen Augen nicht. Eine Maus läuft durch unser Zimmer. Ich erzähl Jin was ich gesehen hab. Regungslos nimmt er es hin. Wahrscheinlich glaubt er mir nicht. Er geht kurz aus dem Zimmer. Ich lasse meine Adleraugen schweifen und die Maus. Diesmal will sie in meine Essenstasche. Jetzt krieg ich sie, oder auch nicht. Erneut erzähl ich Jin, dass ich sie gesehen hab. Er guckt mich etwas komisch an. Jetzt will ich es wissen und setze mich auf den Hocker. Jin liegt ruhig in seinem Bett. Da ist die Maus, sie guckt unter seiner Tasche raus. Ich beobachte sie weiter und warte ab was sie macht. Alle Türen sind nun geschlossen, es gibt keinen Ausweg! Jetzt rennt sie zum Waschbecken. Jin hat sie jetzt auch endlich gesehen. Mit meinem Schuh bewaffnet nähere ich mich ihr. Sie versucht zu fliehen und versteckt sich unter meinen Rucksack. Bereit für den tödlichen Stoß reiß ich den Rucksack hoch, doch ich sehe keine Maus. Sie versteckt sich doch nicht etwa im Rucksack? Ich schüttele den Rucksack und höre es rascheln. Jin beginnt laut zu lachen und ich weiß nicht warum. Dann ruft er, dass sich die Maus zwischen meinen Füßen befindet. Sie rennt völlig verzweifelt in die falsche Richtung zum Waschtisch. Sie sitzt in der Falle. Eingekauert in der Ecke sieht sie ihren Tod bereits vor Augen. Sie versucht ihre Flucht zur Tür, ich schneide ihr den Weg ab. Sie versucht ihre Flucht zur Terrassentür, auch da schneide ich ihr den Weg ab. Keine Chance zu entkommen! Sie setzt alles auf eine Karte und sprintet nach einem Täuschungsversuch wieder zur Terrassentür. Ich visiere ihren kleinen Körper an und hole zum entscheidenden Schlag aus. - Maus oder Mensch – Sie hat sich definitiv mit dem falschen angelegt! Das Drecksvieh hat die volle Wucht meines Treters abbekommen. Ein letztes aufzucken und dann schwebt ihr Mausekörper auch schon in den Mülleimer! Danach ziehen wir uns noch nen Film rein. Nichts ahnend klingelt am Donnerstagmorgen um kurz vor acht mein Telefon. Es ist das Hostel. Antreten zur Arbeit heißt es. Ich habe nicht verschlafen, der Farmer hat heute Morgen angerufen. Wir sollen Mangos picken, solange das Wetter es zulässt. Was solls, dann halt hoch und meinen letzten Arbeitstag mit Würde tragen. Eigentlich habe ich mich schon darauf gefreut den Tag mit den anderen zu verbringen. Glück im Unglück arbeiten wir heute nicht so lange und machen bereits nachmittags Schluss. Abends kochen die drei für mich und wir genießen das leckere Abendessen. Wir lassen die kurze Zeit noch einmal Revue passieren. Dann ist es wieder soweit, ich packe meine Sachen um diesen Ort zu verlassen. Zum einen freue ich mich richtig, dass die Zeit hier endlich vorbei ist. Zum anderen bin ich etwas traurig, dass ich Jin so schnell nicht mehr wiedersehen werde. Wir haben unsere Kontaktdaten ausgetauscht und ich werde ihn bestimmt im Jahr 2011 in Korea besuchen. Der Morgen bricht an, gegen halb zehn muss ich auschecken. Zuerst wollte ich den Bus um neun Uhr nach Cairns nehmen, doch Jin hat gesagt er fährt mich runter und die beiden Mädels kommen auch mit. Das Angebot lehne ich bestimmt nicht ab. Da er keinen Führerschein hat, soll ich nach Cairns fahren und Saori fährt zurück. Das Wetter wird immer schlechter. Ein Zyklon befindet sich über Cairns und dem Tableland, schlechtes Wetter ist weiterhin angesagt, sehr starke Regenschauer durchstreifen das Land. Abends verabschieden wir uns, sie fahren zurück nach Atherton und arbeiten noch weiter. Ich gehe früh ins Bett.


23.01. - 24.01. Früh aufgewacht und den Vormittag am Computer verbracht, es hat die ganze Nacht durchgeregnet und auch den Vormittag. Mann mann mann, da kam aber auch was runter. Ich wage einen kurzen Abstecher ins Zentrum. Muss aber auch gut aufpassen, dass ich nicht bis auf die Knochen nass werde. Die meist Zeit verbringe ich im Hostel und schreibe mein Tagebuch. Auch überlege ich, wohin es als nächstes geht. Wenn man den Nachrichten trauen kann, soll es nach zwei Tagen wieder schön sonnig werden. Doch ich hoffe, dass es bis dahin schon unterwegs bin...



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