22.06. - 03.07.2010 - Sao Paulo, Rio de Janeiro / Brasilien

 

       

22.06. - 03.07. Sao Paulo, Brasilien! Wow, jetzt bin ich schon wieder in einem anderen Land. Doch hier wird es noch eine Nummer schwieriger für mich, denn ich spreche kein Stück portugiesisch. Der Informationsschalter am Flughafen ist der englischen Sprache mächtig und versorgt mich mit Informationen für Bus und Bahn. Hier stelle ich klar, dass ich die günstigste Variante nach dem "Gehen" bevorzuge. Vorher habe ich mir ein Hostel im Internet rausgesucht, wo ich jetzt einfach mal hinfahren werde. Es ist auch gar nicht so schwer zum Hostel zu gelangen. Der Weg nimmt nur sehr viel Zeit in Anspruch. Es sind noch Zimmer frei, so dass ich gleich für zwei Nächte buche. Am nächsten Morgen geht es zeitig hoch für mich, die Stadt wartet und will erkundet werden. Der Himmel ist Wolkenverhangen, es sieht nach Regen aus. Doch ich habe Glück und es wird lichter nach einigen Stunden. So gut es geht lege ich fast alle Kilometer zu Fuß zurück. Ich sehe in kurzer Zeit recht viel von der Stadt und befinde Sao Paulo als nicht besonders interessant. Es gibt schöne Plätze und Gebäude, aber es reißt mich nicht vom Hocker. Es wird relativ früh dunkel wird, entscheide ich mich die letzte Strecke zum Hostel mit der U-Bahn zu fahren. Ich überlege mir wo ich morgen hinfahren werde.

Natürlich, ab nach Rio de Janeiro! Mittags sitze ich im Bus um nach langen 6 Stunden endlich in Rio anzukommen. Es ist bereits dunkel und es sieht überhaupt nicht so prächtig aus wie im Fernsehen. Im Busbahnhof versuche ich ein Stadtplan zu bekommen und erkundige mich wie weit das Hostel von hier entfernt ist. Man rät mir ab auch nur daran zu denken den Weg als Tourist zu Fuß zurückzulegen. Ich solle den Stadtbus nehmen welcher direkt von der gegenüberliegenden Seite abfährt. Auf mich und meine Sachen soll ich besonders Acht geben (wohlgemerkt am belebten Busbahnhof). Wo bin ich denn hier gelandet? Den Busfahrer bitte ich mir bescheid zu geben wenn wir in der Nähe der Straße vom Hostel sind. Nach 20 Minuten frage ich einen Fahrgast und er meinte ich kann hier aussteigen und es wäre das Beste wenn ich mir ein Taxi rufe, da die Straßen nicht so sicher sind. Beim Aussteigen zeigt mir der Busfahrer seinen Daumen und meinte hier ist es genau richtig für mich. Vollgepackt gehe ich die Straße hinunter und frage einfach mal jemanden wo ich hier bin und wo das Hostel ist. Glück gehabt, ein junges Paar spricht etwas englisch und erklärt mir den Weg. Die Menschen hier tun gerade so als würden sie zum ersten Mal einen Backpacker sehen. Sie starren mich an. Unbeschadet und von niemandem belästigt bin ich im Hostel im Stadteil Botafogo. Es ist ein kleines Hostel und der Wohlfühlfaktor ist gar nicht mal so schlecht. Positiv überrascht mich das Wetter. Der Morgen erstrahlt im Sonnenschein und das Thermometer steigt im Tagesverlauf auf lockere 30 Grad. Viele vom Hostel gehen heute zum Copacabanastrand und schauen sich auf einer Leinwand die Spiele der Weltmeisterschaft an. Und ausgerechnet heute spielt Brasilien gegen Chile. Das Areal am Strand ist riesig. Schon auf dem Weg zum Strand füllen sich die Straßen, die Polizei regelt den Verkehr wenn überhaupt noch was geht. Die Straßen am Strand und der Strand sind voll und alle laufen in gelb-grünen Klamotten herum. Die Stimmung ist nach einem Unentschieden gegen Portugal ausgelassen und am Strand wird es ganz langsam etwas lichter. Eine Stadtbesichtigung darf auch hier nicht fehlen. Heute nehme ich mir vor zur Christo Redentor auf den Corcovado zu steigen. Der Weg ist weit aber nicht so weit, dass man ihn nicht zu Fuß zurücklegen könnte. Durch die Stadt gemogelt bis zum Fuße des Berges bieten unzählige Touranbieter ihre Dienste an mich hoch auf den Gipfel zu fahren. Dankend lehne ich ab, denn ich gehe zu Fuß. Der Aufstieg ist zum Beginn sehr steil, mäßigt sich aber nach den ersten Kilometer. Einen Fußweg gibt es später nicht mehr, was heißt dass ich auf der engen Straße gehen muss. Wie es scheint bin ich wohl der einzige Spaziergänger hier. Kaum zu glauben aber noch nicht ganz oben angekommen werde ich schon zur Kasse gebeten. Hier darf ich richtig löhnen um der Statue ganz Nahe sein zu dürfen. Im Preis inbegriffen ist der Shuttle. Da ich aber den restlichen Weg auch noch zu Fuß gehen möchte, versuche ich einen Preis auszuhandeln. Doch die Schweinebacken lassen nicht mit sich reden und kassieren fleißig ab. Auf den letzten Metern sehe ich einen Affen in den Bäumen klettern, War abzusehen, dass sich hier viele Touristen aufhalten. Die Aussicht auf Rio ist nicht so überragend wie ich gedacht hatte. Es scheint als würde der Smog die Aussicht stark beeinträchtigen. Scheiß drauf! Bilder machen, genießen und den Rückzug antreten. Beim Abstieg zweige ich in eine gesperrte Straße ab. Sie führt zu einem weiteren Aussichtspunkt und einem Hubschrauber-Landeplatz. Aufgrund der Sperrung ist keiner außer mir hier und ich kann mich zurücklegen und die Aussicht richtig genießen. Ich glaube, heute spielt Deutschland gegen England, das darf ich mir auf gar keinen Fall entgehen lassen. Mit ein paar anderen vom Hostel (überwiegend Engländer) gehe ich zum Strand und schaue mir mit Freude den Sieg über England an. Hier sind relativ viele Deutsche aber auch einige Brasilianer bejubeln den Sieg der Deutschen. In Erwartung einer Massenschlägerei präpariere ich meine Flip Flops an den Beinen und mache mich bereit das eventuell zukünftige Schlachtfeld als einer der ersten Überlebenden zu verlassen. Doch nichts passiert! Alles ruhig. Ungewöhnlich für England. Es wird unbedingt Zeit noch mehr in Rio anzuschauen! Auf der Stadtkarte markiere ich mehrere Ziele wie z.B. das Aquädukt, der Sambadrom und das Fußballstadion um dann letztendlich am Busbahnhof anzukommen. Wenn man bedenkt dass Rio de Janeiro einst die Hauptstadt von Brasilien war, ist es auch kein Wunder was man hier alles vorfindet. Das Aquädukt erstrahlt nicht gerade im besten weiß aber es ist möglich zu Fuß und mit dem Auto unter dem Aquädukt hindurchzugehen bzw. zu fahren. Eine alte Straßenbahn fährt gerade über das Aquädukt, doch ich verzichte auf den Ticketkauf und gehe weiter. Eine halbe Stunder weiter komme ich am Sambadrom an. Es wirkt ein wenig wie die Zielgerade beim Formel 1 rennen. Auf stellenweise beiden Seiten befinden sich Tribünen mit enormen Scheinwerfern. Am Ende befindet sich ein Platz. Hübsch ist was anderes, denn der pure Betonbau dient wohl eher dem praktischen als dem sinnlichen Zweck. Dennoch lasse ich es mir nicht nehmen über den Zaun zu steigen und die Straße des Sambadroms hinunterzugehen. Kann mir gar nicht vorstellen, dass Karneval genau hier ganz groß gefeiert wird. Gute zwei Stunden später sehe ich einen weiteren Betonklotz, doch dieser gefällt mir wesentlich besser. Es ist das "Estádio Mario Filho" oder besser bekannt als "Estádio do Maracaná", das ehmals größte Fußballstadion der Welt. Es fasste 200000 Zuschauer! Diesen September beginnt der Umbau für die WM 2014 und das Stadion soll dann nur noch um die 80000 Zuschauer fassen. Scheinbar ist es geschlossen und bevor ich versuche über diesen Zaun zu klettern frage ich in meinem hervorragenden, akzentfreien portugiesisch bei der security nach ob ich ins Stadion kann. Leider ist es geschlossen und man wird es auch für mich nicht öffnen. Meine Füße qualmen. Die Metro fährt auf der anderen Straßenseite ab und bringt mich in 30 Minuten zurück in den Stadtteil Botafogo. Den Abend klinge ich gemütlich mit den anderen in einem Pub aus.

Denn morgen habe ich eine Treffen in Santos. Die Stadt liegt 3-4 Stunden südlich von Sao Paulo und hat 418000 Einwohner. Das Klima ist auch weiterhin tropisch. Es gibt sieben Universitäten in Santos welches sie als Hochburg für Studenten macht. Hier treffe ich Viviane wieder! Wir haben uns in Santiago de Chile im Hostel kennengelernt und ich habe versprochen, wenn ich in Brasilien bin werde ich sie besuchen kommen. In Santos mache ich mich auf die Suche nach einem Internetcafé um zu checken ob ich letzte Weisungen erhalten habe. Zum Glück hat sie endlich ihre Telefonnummer geschickt und ich kann sie anrufen. Mit dem Bus fahre ich quer durch die Stadt bis zum Strand und da sehe ich sie wieder. Die Freude ist groß. Um eine Unterkunft brauch ich mich nicht zu kümmern. Sie hat bei Freunden angefragt ob ich dort für ein paar Tage bleiben könne. Es geht klar. Ihre Freunde sind Studenten und leben zu viert in einer WG. Echt komisch nette Typen. Während Viviane tagsüber in der Uni ist, spazier ich durch die Stadt und genieße auch hier den Strand. In der Bucht sammeln sich riesige Frachtschiffe die nur darauf warten in den Hafen einzulaufen. Dazu müssen sie nah am Strand vorbei fahren. Abends ergibt sich zufällig ein BBQ, auf dem Bürgersteig. Zuerst sind es nur die Leute aus der WG und ein paar Mädels, dann kommen immer mehr. Sie bringen Essen oder Trinken mit. Hunger macht sich breit und ich wundere mich warum der Grill immer noch nicht in Flammen steht. Sie haben keine Grillanzünder und kriegen es nicht gebacken. Zeige ich ihnen mal wie einfach man den Grill auch ohne Anzünder zum qualmen bringt. Nachdem ich nun fast den Grill selbst zum schmelzen gebracht habe sind alle aus dem Häuschen und es kann gegrillt werden. Die Stimmung ist super, es wird Gitarre gespielt, auf Trommeln rumgehauen, und die Möbel aus der Wohnung machen sich auf dem Bürgersteig breit. Ich bin immer noch total erstaunt, dass es möglich ist mitten in der Stadt auf dem Bürgersteig zu grillen ohne das es jemand beanstandet. Ich verabrede mich mit ein paar anderen morgen zu einem Auftritt eines bekannten in einer Discothek zu gehen. Boh, machen die scheiß Musik, aber nachdem ich soviel Eintritt bezahlt habe und es Freibier gibt zisch ich mir halt das Bier rein. Es ist auch schon mein letzter Abend in Santos und morgen fahre ich zurück nach Sao Paulo. Welch sonnig schöner Tag, doch nicht für alle ist er so sonnig fröhlich. Meine Sachen sind gepackt und zusammen mit nem Kumpel aus der WG gehe ich zum Frühstücken und Fußballgucken zu ein paar Mädels - Sie habe ich gestern am BBQ-Abend kennengelernt - . Brasilien verliert heute gegen Holland und es ist Zeit für mich zu gehen. Dieses Mal fällt mir der Abschied ungwohnt schwer. Warum?? In Sao Paulo bleibe ich noch eine Nacht. Es ist vormittags und ich mache mich mehr als rechtzeitig auf zum Flughafen. Man, was für ein Getümmel hier. Ich glaubs ja nicht, es gibt nur eine einzige Reihe zum einchecken. Und ungefähr 4 Millionen Menschen stehen vor mir! Nach über fantastischen zweieinhalb Stunden Wartezeit und Angabe der Farbe meiner Unterhose, ist mein Gepäck auf dem Weg zum Flugzeug. Jetzt noch der Sicherheitscheck bei dem ich nur runde 90 Minuten warten muss. Ein Blick auf die Uhr sagt mir nichts gutes doch das Klo besuche ich vor dem Abflug auf jeden Fall noch. In 10 Minuten will der Flieger abheben... Sollte ich mich jetzt beeilen? Als Vorletzter betrete ich das Flugzeug. Mein Name wird wieder von der Durchsageliste gestrichen. Die Sitzplätze wurden erst beim Gate (also der letzte Check vor Einstieg ins Flugzeug) vergeben. Heißt wohl für mich Arschkarte. Doch mit dieser Arschkarte fliege ich gerne... Business class Freunde! Besser hätte es nicht kommen können, und das ganze ohne Aufpreis! Es ist soweit, ich verlasse Brasilien, ich verlasse Südamerika.

Fazit: In den größten Land Südamerikas habe ich am wenigstens Zeit verbracht. Hätte ich gewusst, was mich dort erwartet hätte ich den Aufenthalt warscheinlich zu einen meiner längsten gemacht. Jede Stadt, jeder Ort hat seinen gewissen Reiz. Die Landschaft an der Küste ist wunderschön. Das Landesinnere blieb mir verwehrt. Die Sprache war eine Hürde, aber es ist zu schaffen und die Menschen sind freundlich. Und ja, es gibt sie wirklich. Die Schönheiten an der Copacabana mit dem Mini-Bikini! Brasilien ist teuer und zu Zeiten wie Karneval, Silvester oder ein Top-Fußballspiel steigen die Preise für die Unterkunft schnell bis auf das 10-20 fache des normalen Preises. Wer die brütend heiße Sonne liebt, sollte im Sommer nach Brasilien, wer dagegen das gute Mittelmaß (25 - 30 Grad) bevorzugt, empfehle ich den Winter.

Mir hat der Aufenthalt in Brasilien bestätigt, dass es nicht wichtig ist WO in der Welt du dich befindest, sondern nur, dass es Dir dort wo Du bist gefällt - egal wo!

In diesem Sinne, auf nach Brasilien!



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