14.12.2009 - 02.01.2010 - Cairns, Atherton / Australien

 

       

14.12.09 Ein schöner Tag beginnt aber auch nur weil ich von der Sonne geweckt werde. Mein Zimmer ist im 1. Stock und hat keine Gardinen oder eine Klimaanlage. Somit verführt mich auch keine angenehme Kühle zum weiterschlafen. Die Wärme der Sonne schmeißt mich bereits um viertel vor acht aus dem Bett. Viel kann ich um die Uhrzeit aber noch nicht machen. Die Geschäfte öffnen frühestens um halb zehn. Das ist aber eh nicht wichtig für mich. Es ist sehr schwierig einen Job in und um Cairns zu finden. Das Schnorcheln und Tauchen habe ich in den Hintergrund gerückt und suche nun weiter nach "lifts". Eine Frist hab ich mir bis Donnerstag gesetzt. Sollte ich bis Mittwoch keine Arbeit oder einen lift gefunden haben, reise ich mit dem Bus weiter.


15.12.09 Scheiße, ein weiterer Tag in Cairns bricht an.


17.12.09 Arbeit ist gefunden. Ich reise noch heute Abend wieder in die Tablelands. Diesmal geht es aber nach Atherton. Mensch freu ich mich wieder auf die tolle Fahrt. Der Bus fährt durch Mareeba auf den Savannah way Richtung Atherton. Dort angekommen schickt mich das Hostel ins Hotel. Mir egal, Hauptsache ich hab ne Unterkunft. Gespannt öffne ich die Zimmertür und sehe nur ein großes Bett da stehen. Nicht schlecht, so kann ich es aushalten. Ich kaufe noch kurz vom Schlafen gehen ein paar Lebensmittel für den nächsten Tag. Denn meine Arbeit startet schon morgen!


18.12.09 3:30 Uhr, Zeit zum Aufstehen. Noch etwas verschlafen Frühstücke ich und mache mir Sandwiches für die Arbeit. Treffpunkt für alle Backpacker die Arbeiten ist vor dem Hostel. Dort stehen drei kleine Busse (13 Personen) und zwei etwas größere (22 Personen). Man weist mir einen Bus zu und ich steige ein. Vergessen zu erwähnen darf ich natürlich nicht den Zustand der Busse. In Deutschland hätten die Busse sogar Probleme gehabt, durch die Abwrackprämie zu kommen. Denn in dem Zustand dürften sie erst gar nicht auf die Straße! Solange mich der Bus heile zur Arbeit bringt kann mir alles andere egal sein. Nach über eine Stunde Fahrt komme ich endlich auf der Farm an. Zu sehen sind zwei Hallen, ein paar Maschinen und zwei Traktoren. Ich arbeite mit drei weiteren Backpackern zusammen. Unsere erste Aufgabe ist es die Äste mit Holzlatten zu stützen, deren Früchte den Boden berühren. Der Farmer hat uns zwar gesagt was es für eine Frucht ist, aber das hab ich dann auch schon wieder vergessen. Das haben wir dann den ganzen Tag lang gemacht. Abends zurück im Hostel freue ich mich schon auf mein Bett. Das frühe Aufstehen hat etwas geschlaucht. Aber wie es aussieht wird es wohl schwierig werden eine gute Portion Schlaf zu bekommen. Das Hotel hat den Esssaal komplett geräumt. Es ist Disco angesagt. Meine Befürchtungen wurden weit übertroffen. Es war unmöglich zu schlafen. Mein komplettes Bett hat durch den Bass vibriert und ich konnte die Musik hören, als wäre sie direkt in meinem Zimmer. So gegen halb drei war dann endlich Ruhe und ich konnte die letzten drei Stunden in Ruhe genießen.


19.12 - 23.12.09 Völlig zerknautscht und total müde steh ich auf und wie jeden morgen begebe ich mich ins Badezimmer. Routiniert öffne ich meine Kulturtasche und zur morgendlichen Begrüßung läuft mir ne fette Kakerlake über die Hand. Genau das, was ich jetzt brauch. Wieder auf der Farm beginnen wir heute die Netze von den Litschi-Bäumen abzunehmen. Sonst ist normale Arbeit auf der Farm angesagt. Die Abwechslungsreiche Arbeit hat Spaß gebracht. Dennoch freue ich mich auf mein Bett und hoffe diesmal in Ruhe schlafen zu können. Im Hotel wartet schon die nächste Überraschung. Ein Zettel hängt an der Tür, ich soll noch heute das Zimmer räumen und in ein anderes wechseln. Ein anderer Backpacker hatte den gleichen Zettel an seiner Tür. Ich muss mit ihm zusammen in ein kleineres Zimmer ohne Fenster wechseln. Da hat ja jeder Gefangene mehr Platz als ich! Oh, warte. Es gibt ein Fenster, es befindet sich über der Tür, Richtung Flur. Die Luft war sowas von schlecht. Das kann es nicht sein. Noch am selben Abend gehe ich ins Hostel und frage nach, wann ich ins Hostel wechseln kann. Das scheint nach deren Aussage nicht möglich zu sein. Auf Wunsch ein anderes Zimmer im Hotel zu bekommen, telefoniert die Hostel Rezeption mit dem Hotel. Morgen kann ich in ein anderes Zimmer ziehen. Voller Vorfreude komme ich von der Arbeit und frage den Hotelmanager welches Zimmer ich bekomme. Er guckt mich fragend an und meint nur, dass er nicht weiß wovon ich rede. Ich erinnere ihn an das gestrige Telefonat. Nö, er hat nicht mit dem Hostel gesprochen. -????- Er ist aber kein Unmensch und zeigt mir zwei Zimmer in die ich morgen einziehen könne. Eins von den Zimmern hat ein Hochbett, das schließe ich aus. Bleibt dann nur noch das andere. Zwei Einzelbetten, mit Balkon/Terrassentür. Es befindet sich bereits ein Asiate in dem Zimmer. Er scheint einen netten Eindruck zu machen. Okay, ich ziehe in das Zimmer. Überraschend schnell komme ich mit meinem Zimmerpartner ins Gespräch. Er heißt Jin und kommt aus Korea. Er reist mit seiner (Ex) Freundin Saori durch Australien. Saori kommt aus Japan, sie haben sich in Australien kennengelernt. Die Kommunikation erfolgt zwischen den beiden auf Englisch. Er erzählt mir, dass es besser für beide ist, wenn sie in getrennten Zimmern wohnen. Das Zusammenleben auf engstem Raum hat die Beziehung stark strapaziert. Das hatte zufolge, dass sie sich getrennt haben aber immer noch befreundet sind. Als Außenstehender würde man meinen, dass sie immer noch ein Paar sind. Zum Hotel sei gesagt, dass es scheinbar relativ alt ist. Das darf dennoch keine Entschuldigung sein, dass die Küche für uns Backpacker aussieht wie Sau! Egal ob morgens oder abends, der Dreck kennt kein Feierabend. Zudem sei noch gesagt, dass sich die Küche vor der Küche des Restaurants befindet. Das Personal muss also jedesmal durch unsere Küche um die Gäste zu bedienen. Das heißt, dass die Türen unserer Küche zu allen Seiten geöffnet sind und die Gäste uns auf den Teller glotzen können und du keine ruhige Minute hast dein Essen zu genießen. Soweit es bei dem Dreck halt möglich ist. Besser ist es vor Benutzung das Geschirr abzuwaschen. Natürlich spielen die Backpacker die Hauptrolle aber es kann nicht sein, dass es vom Hotel geduldet und nichts unternommen wird. Ich schweife ab. Aber ich könnte über das Hotel ein eigenes Kapitel schreiben, soviel Sonderbares geht da vor. Aber das lass ich lieber und Konzentriere mich auf das Wesentliche.


24.12.09 "Christmas eve" ein Tag wie jeder andere auch. Keine besonderen Vorkommnisse in dem kleinen hässlichen Ort. Zwar sind einige Geschäfte Weihnachtlich geschmückt und in der Mitte der Hauptstraße steht ein großer künstlicher Weihnachtsbaum und es wird den ganzen Tag und auch in der Nacht Weihnachtslieder aus Lautsprechern über der Straße gespielt. Aber es will einfach keine Weihnachtsstimmung aufkommen. Ich verbringe den Heiligen Abend zusammen mit ein paar Mädels die ich in Darwin kennen gelernt und hier in Atherton wieder getroffen habe. Wir sitzen zusammen und unterhalten uns.


25.12.09 "Xmas day" Früh klingelt mein Wecker und ich gehe zur Telefonzelle. Aus sicherer Quelle weiß ich wo sich meine Familie befindet und ich rufe bei Achim und Birgit an. Nun kann ich mit jedem sprechen und wünsche allen Frohe Weihnachten. Natürlich hab ich meinen Bruder nicht vergessen. Kurz durch geklingelt und er jumpt ans Telefon. Okay, so wie er sich anhört, ist er wahrscheinlich eher gekrochen als gejumpt. Der Rest der Familie ist bereits am schlafen. Er kann jetzt wenigstens nicht meckern, dass ich mich nicht gemeldet hab. Das Hostel hat für diesen Tag einen Ausflug zum Lake Eachem angeboten. Natürlich ist das kein Weihnachtsgeschenk und wir haben die Busfahrt zu bezahlen. Heute scheint die Sonne unaufhörlich und der See ist gut besucht. Viele Australier veranstalten ein BBQ und feiern so ihr Weihnachten. Der See ist eine ideale Erfrischung. Ich schwimme mal eben bis an die andere Seite (locker 700m bis 1000m). Gar kein Problem für mich, dennoch bin ich froh endlich das Ufer erreicht zu haben. Der einzig üble Nachgeschmack war ein Sonnenbrand auf meinen Schultern und meinem Kopf. Aber vom feinsten sag ich euch. Das ist das erste Mal gewesen, dass sich meine Kopfhaut gepellt hat.


26.12.09 Heute hab ich noch frei. Jin fragt mich ob ich mit zum Angeln möchte. Er fährt mit seinen koreanischen Freunden aus dem Hostel dahin. Er bekommt einen Kleinbus for free. Na aber sicher bin ich dabei. Besser als den ganzen Tag in dem total langweiligen Ort abzuhängen. Um hier zu angeln brauchst du keinen Angelschein oder irgendeine Erlaubnis. Solange das Angeln nicht ausdrücklich verboten ist, ist es erlaubt zu angeln. Der See ist wesentlich größer als der, bei dem ich gestern war. Es wird Wasserski oder einfach nur Motorboot gefahren. Eine Erlaubnis ist auch dafür nicht erforderlich. Er gibt mir ne Angel und schon kann’s losgehen. Als Köder benutzen wir Muscheln. Das Wetter schlägt um, doch ich bleib standhaft bei meiner Angel und warte bis ich einen dicken Brocken am Haken hab. Und da zuckt es auch schon. Das Mistvieh wehrt sich erheblich, doch es hat nicht die geringste Chance. Kaum zu glauben was ich da gefangen hab. Der Fisch war bestimmt 10 cm groß. Sein Gewicht kann ich nicht schätzen, dafür ist er zu leicht. Ich schmeiß ihn zurück und versuche erneut mein Glück. Währenddessen hat Saori einen Fisch am Haken. Er ist locker zehnmal so groß wie meiner. Der wird mitgenommen. Der Regen wird stärker. Jin fragte mich zuvor, ob ich einen Führerschein habe, da er seinen in Australien wegen zu schnellen Fahrens abgeben musste und ob ich den Rückweg fahren kann. Na aber sicher mach ich das. Mein erstes Mal im australischen Straßenverkehr mit fünf Koreanern und einer Japanerin in einem schrottreifen Bus. Ein lustiger Tag.


27.12 - 30.12.09 Die Arbeit auf meiner alten Farm ist beendet. Alle Litschis gepickt. Mir wird eine neue Farm zugeteilt. Nun heißt es für mich, Mangos picken. Die Farm befindet sich ein paar Kilometer hinter Mareeba. Ungefähr 30-40 Minuten Fahrt mit dem Auto. Das Auto wird vom Hostel gestellt, dafür müssen wir das Benzin selbst bezahlen. Die Miete wird dafür gekürzt. Ich arbeite mit drei Estländern zusammen, sie sind ebenfalls Backpacker. Mangos Picking ist nicht ohne, du musst wissen, dass der Mangosaft, der sich in dem Stiel nahe der Frucht befindet sehr gefährlich ist. Er wirkt ätzend für die Haut. Und solltest du ihn in die Augen bekommen, kann es im schlimmsten Fall zur Erblindung führen. Die Methode wie wir auf der Farm die Mangos gepickt haben, ist relativ sicher und es kann meines Erachtens fast nichts passieren. Jeder hat eine Schere oder einen Stick (Stab mit Schere und Greifer) bekommen. Die Mangos, die in Reichweite deiner Arme waren, wurden also mit Schere und Hand gepickt. Der Stiel bleibt an den Mangos bis er in der Halle entfernt wird. Aber das ist nicht unsere Aufgabe. Lediglich beim richtigen hinlegen der Mangos in die Box kann es passieren, dass der Stiel abbricht. Ist mir natürlich häufiger passiert. Der Saft schießt aus dem Stiel bis zu zwei Meter weit. Anders ausgedrückt, verpasst du der Mango jedesmal einen riesen Abgang wenn du ihr den Stiel verbiegst ;) Bei über 35 Grad und herrlichem Sonnenschein bleibt dir keine ruhige Minute. Hier ist Akkord Arbeit angesagt. Zum Glück startet die Arbeit hier erst um 7 Uhr und endet um 18 Uhr. Abends mach ich nicht mehr viel, essen, quatschen und dann wieder schlafen. Die Zeit vergeht rasend schnell. Die Farm stellt ihre Arbeit Ende des Jahres ein. Einen Tag früher als eigentlich geplant hören wir auf.


31.12.09 Mal wieder frei. Ausschlafen ist angesagt. Viel habe ich heute nicht vor. Aber heute Abend wollen die Mädels, Susann, Katja und Melanie mit mir Kochen. Zwar könnte ich auch mit dem Bus nach Cairns fahren und dort Big Party machen, aber erstens ist die Busfahrt zu teuer und wenn ich dort auf Piste gehe, geb ich bestimmt zu viel Geld für Alkohol aus. Ne ne, das muss ich nicht haben. Wir fangen zeitig an zu kochen und verbringen einen lustigen Abend. Fast hätten wir Mitternacht verquatscht. 3, 2, 1, Frohes neues Jahr!!! Gespannt starren wir in die Stadt und lauschen in die Bar. Alles still! Nichts tut sich, weder ein Feuerwerk noch gehen die Leute auf die Straßen und wünschen sich ein frohes neues! War schon ungewöhnlich. Nun, ändern konnten wir es nicht also feiern wir und machen das Beste draus. Um kurz nach Mitternacht klingelt mein Telefon und meine Eltern wünschen mir ein frohes Neues. Leider kann ich es nicht erwidern, da ich mich ja quasi in der Zukunft befinde und sie noch 9 Stunden warten müssen. Susann und Katja sind relativ früh ins Bett gegangen. Nur Melanie und ich saßen draußen und haben bis hab vier durchgehalten.


01.01.10 Ausschlafen! Rumgammeln! Ohne Auto kannst Du nichts machen. Erwähnte ich schon dass Atherton richtig schön hässlich ist?! Das umliegende Land ist dagegen wirklich sehr sehr schön, doch ohne Auto kommst du nirgendwo hin. Ich habe bereits neue Arbeit auf einer Mangofarm bekommen. Am Sonntag 3.1.10 kann ich anfangen – Juhuu


02.01.10 Jin, Saori, Tim und ich fahren zum Lake Eachem. Erst dort stelle ich fest, dass Jin nicht schwimmen kann. Kein Problem, bringen wir ihm halt das Schwimmen bei. Die Grundbewegung hat er drauf, nun heißt es für ihn die Bewegung auch gut umzusetzen und nicht gleich unter zu gehen. Zurück in Atherton verabschieden wir uns von Tim. Tim hat beschlossen nicht länger als eine Woche in dem Workinghostel zu arbeiten. Da er ein Auto hat ist es nicht ganz so schwer von A nach B zu kommen und selbstständig die Farmen abzuklappern und nach Arbeit zu fragen. Tim hat es richtig schwer mit der Mango Allergie getroffen. Er ist von Kopf bis Fuß knallrot, seine Füße und seine Beine sind voll fett angeschwollen. Dennoch geht er nicht zum Arzt oder ins Krankenhaus. Das geht schon von alleine weg. Auch keine Creme oder die Tabletten, die man in der Apotheke kaufen kann will er.



 zu den Fotos vom 14.12.2009 - 02.01.2010
 zum Tagebuch
 zur Startseite